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Digitalisierung von Inventarbüchern…und wie man es nicht machen sollte.

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Zunächst einmal….grundsätzlich begrüße ich Initiativen wie die des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz. Sie gehen in die richtige Richtung, die Digitalisierung und Veröffentlichung von musealen Inventarbüchern ist absolut sinnvoll. Die Digitalisate der Inventarbücher des RGZM sind qualitativ wirklich hochwertig. Leider gibt es einige Punkte die meiner Ansicht nach verdeutlichen, dass man hier noch viel verbessern kann/soll/muss:

Wasserzeichen

Die Wasserzeichen (es gibt wirklich Institutionen die das noch machen ???) sind ein echtes no go. Sie sind nervig und störend. Ein Screenshot einer Inventarseite ist kommerziell eigentlich nicht verwertbar und druckbar schon gar nicht, da einfach eine entsprechende Auflösung fehlt. Mit Postkarten von Bildern der Seiten aus Inventarbüchern kann man sicher keine große Kasse machen. Also wozu das ganze? Und wieso gibt es keinen stufenlosen Zoom?

Suchfunktion

Die „Suchfunktion“. Nun ja, man kann nach Inventarnummern suchen….schön. Aber wenn man die Inventare nicht kennt ist das nicht wirklich zielführend. Also gibt man einfach mal eine Nummer an und kann die Seiten des entsprechenden Inventarbuches durchblättern. Hier zeigt das RGZM selber die Grenzen des Ganzen auf: „Um einen Eindruck von den Beständen des Museums zu erhalten, können Sie die Inventarbücher digital „durchblättern“ oder auch gezielt nach bestimmten Bänden oder Seiten suchen, wozu entsprechende Funktionen und eine Suchmaske zur Verfügung stehen.“ Mehr kann man so wohl auch nicht erwarten, leider.

Beispielseite aus dem Inventarbüchern des RGZM ...oder auch nicht? Vielleicht ist dieses Bild auch von mir selber erzeugt. Aufgrund von Lizenzfragen und Rechtsunsicherheit stelle ich keinen Screenshot der digitalisierten Inventarbücher ein.

Beispielseite aus dem Inventarbüchern des RGZM …oder auch nicht? Vielleicht ist dieses Bild auch von mir selber erzeugt. Aufgrund von Lizenzfragen und Rechtsunsicherheit stelle ich keinen Screenshot der digitalisierten Inventarbücher ein.

Lizenz?

Die Lizenz, unter der die Daten veröffentlicht wurden. Ja wo steht die eigentlich? Nirgendswo ein Hinweis, nur das Wasserzeichen suggeriert, dass hier jemand Angst um seine Rechte hat. Wann verstehen die „Betreiber“ der Museen endlich, dass dieses Wissen „allen“ gehört und auch frei zugänglich sein sollte (nach Pressemitteilung hat man es beim RGZM…oder doch nicht?). Was hätte man auch gewonnen, wenn man diese Wissen „beschützt“ bzw. den Zugang reglementiert? Und genau die hier aufgeführte „Lizenz“ (das @RGZM Wasserzeichen) ist nicht eindeutig und vermutlich so auch gar nicht rechtlich richtig, denn dieses „Copyright“ gibt es hierzulande so nicht. Dafür aber ein Urheberrecht, das automatisch entsteht und auf das gar nicht hingewiesen werden muss.

Urheberrecht auf Scans von Inventarbüchern?

Apropos Urheberrecht: Der hier dargestellte Inhalt, also das „geistige Werk“, sofern man bei einem Verwaltungsvorgang wie der Inventarisation von Museumsobjekten von einem solchen sprechen will, ist schon über 70 Jahre alt und damit rechtlich frei. Und ich bezweifel, dass das Scannen der Buchseiten ein „geistiger Akt“ war oder eine „Schöpfungshöhe“ erreicht hat, die schützenswert ist. Was hier aber noch passiert ist, dass ein nicht kommerzieller Blog wie dieser hier schon zur Illustration seines Beitrages keine Screenshot mit einem Beispiel aus dem Inventarbuch publizieren kann ohne mögliche rechtliche/finanzielle Konsequenzen fürchten zu müssen. Ich persönlich finde das für die Berichterstattung äußerst hinderlich. Natürlich könnte ich beim RGZM nach Pressematerial anfragen, ob ich entsprechende Fotos bekäme, aber das ist nicht das eigentliche Problem.

Open Access und dann Wasserzeichen mit Copyright?

Was allerdings verwirrend ist, das in der Pressemitteilung zu den online gestellten Inventarbüchern die Direktorin für Sammlungen Dr. Alexandra Busch, sich darüber im Klaren ist, das „die Archäologie und die Bedeutung unseres kulturellen Erbes allen Menschen, egal welchen Alters und welcher Herkunft zugänglich zu machen“ ist. Hierzu sollen auch die Publikationen des RGZM über Open Access zugänglich sein. Schön, aber was soll dann das Wasserzeichen auf den Digitalisaten der Inventarbücher? Irgendwie hat man da was nicht so ganz verstanden, Wasserzeichen stehen dem Open Access nach Definition entgegen.

Digitalisierung ist wichtig!

Noch einmal, grundsätzlich ist die Digitalisierung der Inventarbücher absolut begrüßenswert! Und sicherlich ist so etwas mit Arbeit und Aufwand verbunden. Nur leider ist das Ziel in diesem Fall nur halb umgesetzt. Nur die Scans von Seiten sind ein Anfang aber nicht genug. Rechtliche Sicherheit bei der Verwendung der Digitalisate, eine eindeutig Indizierung des Inhaltes, umfassende Suchfunktionen, mehr Datenbankstrukturen etc. sind von Nöten um die Digitalisate auch vernünftig recherchier und auswertbar zu machen.

Wissenschaftlich nutzbar?

Für mich als Wissenschaftler sind die digitalisierten Inventarbücher des RGZM so eigentlich nicht nutzbar. Wenn ich nach bestimmten Objekten suchen möchte, muss ich entweder alle Bücher durchsehen (was bei dem Umfang absolut nicht praktikabel ist) oder aber jemanden im RGZM anrufen und bitten, dass er mir die Inventarnummern der für mich wissenschaftlich interessanten Objekte gibt, mit denen ich dann in den Bücher suchen kann. Ganz abgesehen von der rechtlichen Situation bei den Abbildungen der Seiten und den dadurch nicht eindeutig definierten und rechtlich sicheren Möglichkeiten der wissenschaftlichen Nutzung dieser Abbildungen. Die in der Pressemitteilung angekündigte Transparenz steckt hier wohl noch in den Anfängen. Mir ist bewusst, das dieser Beitrag provokant ist und sicher für das RGZM in Mainz nicht bequem ist. Aber durch den Hinweis auf Probleme und nicht ausgeschöpfte Potentiale kann man vielleicht die Dinge verbessern.

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